Methoden

TEACCH-Alltagsstrukturierung

Mit dieser Methode können Klient*innen mit Unterstützung von Betreuer*innen ihren Tages- oder Wochenplan vereinfacht darstellen und ausgeführte Tätigkeiten abhaken.

Auf diese Weise werden in der Hilfeplanung beschriebene Aktivitäten in die Alltagsstruktur übertragen und so die Wahrscheinlichkeit ihrer Umsetzung erhöht.

Die Methode im Überblick

  • Anleitung: Es gibt zahlreiches Material zur Unterstützung, man kann aber auch alles selbst gestalten. Generelle TEACCH-Fortbildungen sind Fortbildungen über Autismus, bei denen verschiedene Instrumente zur Strukturierung vermittelt werden.
  • Moderation: keine
  • Setting: Einzelkontakt, Gruppe
  • Dauer, Zeitaufwand:
    Pläne werden einmalig erstellt und dann immer wieder verwendet. Die einmalige Erstellung ist je nach Klient*in unterschiedlich zeitaufwändig.
  • Anwendungsturnus: täglich oder wöchentlich über einen längeren Zeitraum
  • Material: je nach Anwendung der Methode
    – Papier, Post-it, Stifte
    – Magnettafel, Magnetaufkleber, wasserlöslicher Stift (alternativ: wasserfester Stift oder gedruckte Aufkleber, die auf die Magnetaufkleber geklebt werden)
    – Wandtafel oder großer, fester Papierbogen, dickes Papier als Kärtchen, Stifte, Klebekletten
    – Smartphone mit einer TEACCH unterstützenden Kalender- oder Task-App (siehe Schritt 3)
    – Computer mit einem Kalendersystem (Outlook-Kalender, Google Kalender oder andere)

Anwendungsbereiche und Ziele

  • zur Unterstützung der Selbstständigkeit der Klient*in, zum Beispiel durch einen gemeinsam ausgearbeiteten Tagesplan, mit dem die Klient*in sich den Tag selbst gestaltet und den sie am Abend mit einer Betreuer*in auswerten kann
  • zur Festigung der inneren Stabilität, zum Beispiel bei Klient*innen, die nervös und ängstlich werden bei dem Gedanken, Dinge zu vergessen oder durcheinanderzubringen, und um sie auf Veränderungen vorzubereiten
  • als Strukturierungshilfe für Klient*innen mit Schwierigkeiten, ihre Wünsche und Pläne zu ordnen und anschließend Schritt für Schritt umzusetzen

Kurzbeschreibung

TEACCH steht für »Treatment and Education of Autistic and related Communication handicapped Children«, übersetzt »Behandlung und pädagogische Förderung autistischer und in ähnlicher Weise kommunikationsbehinderter Kinder«. Die Methode ist nicht nur in der Arbeit mit Menschen mit Autismus, sondern auch für Menschen mit verschiedenen Formen von Lernbehinderungen und Entwicklungsstörungen anwendbar.
Ein TEACCH-Tagesplan zur Alltagstrukturierung verwendet Wörter, Bilder oder Gegenstände, um Aktivitäten oder Aufgaben in der Reihenfolge abzubilden, in der sie gemacht werden sollen. Durch einen Blick auf den Plan weiß die Klient*in, wann sie wo sein soll und was von ihr erwartet wird. Sie hat auch die Möglichkeit, eine getane Tätigkeit als »fertig« zu markieren, indem sie einen Haken dahinter setzt oder einfach die Notiz mit der Tätigkeit von der Aufgabentafel nimmt. Die Pläne sollten individuell und leicht verständlich sein. Die Einträge in den Plänen kommen im Wesentlichen aus der Hilfeplanung.

Schritt-für-Schritt-Anleitung

Schritt 1 – Was soll strukturiert werden?

Wichtig ist es, ganz klar und exakt zu sein: Was soll getan werden? Wo genau? Mit wem? Wen kann die Klient*in ansprechen, wenn sie Fragen hat? Und was macht sie, wenn sie die Liste abgearbeitet hat? Beispiele und Anregungen finden Sie unter Materialien › TEACCH – Vorlagen.

Es können verschiedene Zeiträume strukturiert werden:

Tagesplan
Betreuer*in und Klient*in erstellen am Tagesbeginn einen Tagesplan. Für Morgenmuffel kann es auch gut sein, am Vorabend den nächsten Tag zu planen. Dann kann man nach dem Aufstehen gleich loslegen, ohne reden zu müssen. Der Tagesplan kann auf Papier oder Magnettafeln oder sogar in einer Handy-App gestaltet werden. Ein einfacher Tagesablauf kann, je nach Kapazitäten der Klient*in, mit oder ohne Uhrzeitangaben gestaltet werden. Wenn Uhrzeiten die Klient*in überfordern, sollte eine Impulsgabe durch die Betreuer*innen oder ein Gong initialisiert werden, der alle Klient*innen daran erinnert, dass es zur nächsten Aufgaben geht. Eine leere Spalte ist für Haken, die die Klient*in setzen kann, wenn sie einen Schritt fertiggestellt hat. Auch Piktogramme können eingebaut werden. Die Klient*in bekommt jeden Tag einen neuen Ausdruck des Plans. Am Ende des Tages geht sie den Plan mit einer Betreuer*in durch und erzählt, was sie alles gemacht hat und wobei es ihr gut und weniger gut ging.
Beispiele finden Sie unter Materialien › TEACCH – Vorlagen.

Wochenplan
Der Wochenplan enthält die regelmäßigen Termine in der Woche. Er hat genügend Platz, um besondere Termine wie zum Beispiel Arztbesuche von Hand einzutragen oder mit einem kleinen Post-it aufzukleben. Mit Post-its kann man auch entfallene Termine überkleben. Je nach Ausgangssituation kann der Wochenplan unterschiedlich sein. Er kann alle Schritte des Tages beinhalten oder nur die wichtigsten Punkte. Der Wochenplan kann durch einen Tagesplan ergänzt werden oder diesen beinhalten. Unter dem Wochenplan können Pläne für die Zukunft aufgeschrieben werden, die der Klient*in wichtig sind, zum Beispiel Arztbesuche oder Urlaub. Dort könnte auch Platz für ein paar wichtige Regeln oder Vereinbarungen sein, zum Beispiel »Ich klopfe immer an der Bürotür und warte, bis eine Betreuer*in mir öffnet«. Ein Beispiel finden Sie unter Materialien › TEACCH – Vorlagen.

To-do-Liste
Als To-do-Liste kann eine Kanban-Tafel verwendet werden. Genau genommen ist Kanban kein TEACCH-Instrument, sondern ein Planungswerkzeug aus der industriellen Fertigung. Es fügt sich aber insbesondere in der Eingliederungshilfe gut in die Methodik von TEACCH. So kann sich die Klient*in eigenständig oder mithilfe einer Betreuer*in ihre nächsten Aufgaben strukturieren. Hier kann mit Post-it-Aufklebern oder Magneten gearbeitet werden. Die Tätigkeiten können in Wörtern geschrieben oder auch in Piktogrammen dargestellt werden. Bei To-do-Listen ist darauf zu achten, dass nur eine begrenzte Anzahl an Aufgaben für eine Person geschrieben werden. Es macht zum Beispiel Sinn, unter »Daran arbeite ich gerade« maximal drei Punkte pro Klient*in zu nennen. Ein Beispiel finden Sie unter Materialien › TEACCH – Vorlagen.

Schritt 2 – Wer strukturiert?

Die Klient*in selbst
Am besten ist es natürlich, wenn die Klient*in selbst ihren Tag oder ihre Woche strukturiert, vielleicht mithilfe einer Betreuer*in. Auch eine gemeinsame Auswertung kann Spaß machen und ist ein Ort, an dem Betreuer*innen Unterstützung geben können nach dem Motto »Von heute für morgen lernen«.

Die Betreuer*in
Schafft die Klient*in das nicht alleine, so bereitet eine Betreuer*in die Alltagsplanung nach ihren Wünschen vor, geht sie mit ihr durch und gibt regelmäßig Impulse für die Umsetzung. Eine Option ist es, dass die Betreuer*in zwar eine Wochenplanung für die Klient*in erstellt, aber täglich mit ihr den Tagesplan durchgeht, da die Klient*in vielleicht nur die Planung eines Tages oder einiger weniger Stunden überblicken kann und sonst überfordert wäre. Eine TEACCH-Alltagsstrukturierung sollte immer so angelegt sein, dass sie die Klient*in da abholt, wo sie ist.

Schritt 3 – Wo sollen die Pläne sichtbar sein?

Eine TEACCH-Alltagsstrukturierung kann klein und groß sein, nur für die Klient*in oder für alle sichtbar, bunt oder schwarz-weiß, aus Papier oder auf einer Magnettafel. Hier ist Kreativität gefragt. Es muss eine Form gefunden werden, die der Klient*in Spaß macht und wirklich hilft. Sie soll unbedingt Lust auf diese Art von Alltagsstrukturierung haben oder bekommen, sonst ist es unwahrscheinlich, dass sie die geplanten Aktivitäten umsetzt.

  • Plan zum Mitnehmen: Der Plan ist ein kleiner Ausdruck oder ein eigenes Kalender-Heft.
  • Plan als Aushang an der Wand: Der Plan hängt zum Beispiel am Arbeitsplatz, im eigenen Zimmer oder an einer Tafel im Flur.
  • Plan auf einer Magnettafel: Der Plan wurde auf einer Magnettafel für eine oder mehrere Personen mit vorgedruckten Piktogrammen erstellt.
  • Plan in einer App: In deutscher Sprache gibt es zwei sehr unterschiedliche Apps:
    a) Tiimo App ist eine nach TEACCH-Prinzipien gestaltete Kalender-App und To-do-App für Klient*innen, die gut lesen können. Die Nutzung der App empfiehlt sich auf dem Smartphone oder Tablet der Klient*in. Die Betreuer*in kann den Kalender über den PC füllen. Die App ist kostenpflichtig.
    b) PictogramAgenda ist eine Aufgabenliste für Klient*innen, die nicht oder nur sehr schlecht lesen können. Diese App bietet keine reguläre Kalenderfunktion, sondern strukturiert lediglich den Ablauf von Aktivitäten oder Tagen. Sie kann zeitgesteuert eingesetzt werden. Ein paar wenige Piktogramme sind voreingestellt, weitere Piktogramme müssen hochgeladen werden. Die Nutzung der App empfiehlt sich auf einem Tablet, das der Klient*in für die Zeit der Nutzung zur Verfügung gestellt wird.

Schritt 4 – Was wurde geschafft?

Wenn eine Aufgabe erledigt wurde, kann sie abgehakt werden. Ein komplett abgearbeiteter Plan kann abgegeben werden und die Klient*in kann sich zur Belohnung etwas Schönes gönnen. Wurde der Plan mit Post-its oder Ähnlichem erstellt, können die Zettel abgenommen und einen Briefkasten oder Korb mit der Aufschrift »erledigt« getan werden. Wenn alles fertig ist, können die nächsten Aufgaben oder der nächste Tag geplant werden. Jeden Tag und jede Woche findet die Klient*in so mehr Autonomie und Unabhängigkeit.

Weiterführende Links und Literatur

JRO / UVO / KST