Familienbrett
Als systemische Therapiemethode befasst sich das »Familienbrett« mit Beziehungskonstellationen und ihrer Veränderung.
Klient*innen stellen Konstellationen in Familien, im Arbeitsalltag oder in der WG auf dem Familienbrett dar und können Veränderungen dieser Konstellationen ausprobieren. Die Veränderungen können in die Vergangenheit oder in die Zukunft gerichtet sein.
Die Methode im Überblick
- Anleitung: selbstständig erlernbar
- Moderation: keine
- Setting: Einzelkontakt, Gruppe
- Dauer, Zeitaufwand: 45 – 90 Minuten
- Anwendungsturnus: variabel
- Material: Brett, Figuren
Anwendungsbereiche und Ziele
- Beziehungskonstellationen darstellen und klären
- Lösungsmöglichkeiten in Beziehungskonflikten finden
Kurzbeschreibung
Das Familienbrett ist ein Kommunikationsmittel und dient der Kommunikation auf Meta-Ebene, welche sich vor allem mit der Wertigkeit von Beziehungskonstellationen beschäftigt.
Es entspricht den bildhaft dargestellten Antworten des zirkulären Fragens: Familienkonstellationen können von den Beteiligten – analog zum Schach – auf einem Brett variiert werden. Die Brettdarstellungen werden als spontane Beschreibung aufgefasst, die dann kommunikativ brauchbar sind, wenn sie koordiniertes Handeln auf der Basis nützlicher Erklärung bewirken. 1
Grundsätzlich ist es hilfreich, wenn die Wechselwirkung zwischen zwei, besser aber von mehreren Personen gegenübergestellt und abgebildet wird. 2
Schritt-für-Schritt-Anleitung
Schritt 1 – Erklärung des Familienbretts
Als Familienbrett kann ein Tisch, Holzbrett oder auch Schachbrett dienen. Dazu können der/die Mitarbeiter*in oder auch der/die Klient*in können Fragen zur Konstellation stellen. Die Beantwortung der Fragen geben ein Feedback und die Möglichkeit zur Weiterentwicklung. Auf diese Weise konstruieren Klient*innen und Mitarbeiter*in gemeinsam eine neue Wirklichkeit. Ein autonomer Prozess der Informationserzeugung wird angeregt und ermöglicht ein neues Verständnis des Interaktionssystems, die neue Lösungen zulässig werden lassen. 3
Schritt 2 – Aufbau des Familienbretts
Klient*in und Mitarbeiter*in kommen ins Gespräch. Der oder die Mitarbeiter*in lässt den/ die Klient*in die jeweiligen Personen auf das Familienbrett stellen. Der/die Klient*in stellt sich in der Regel zuerst auf. Hierbei stellt der/die Mitarbeiter*in Fragen zu den Beziehungen zu den jeweiligen Figuren.
Schritt 3 – Praxisbeispiel
Ein Bewohner aus einer therapeutischen WG möchte mit einer anderen Bewohnerin mehr Zeit verbringen. Er weiß jedoch nicht, wie er ihr dies kommunizieren soll. Im Familienbrett stellt er dar, dass er in der Vergangenheit mehr Zeit mit dieser Mitbewohnerin verbracht hat.
Der/die Mitarbeiter*in fragt nach Situationen im Alltag, bei denen sie nach wie vor Zeit miteinander verbringen. Der Bewohner berichtet von zahlreichen gemeinsamen Aktivitäten wie Kochen oder Spielen. Einen Gesprächsleitfaden finden Sie in der Rubrik Materialien.
Der/die Mitarbeiter*in regt den Bewohner an, seinen Wunsch gegenüber der Bewohnerin, »mehr Zeit miteinander zu verbringen«, während der gemeinsamen Aktivität situativ zu äußern – mit dem Ziel, dass wieder eine stärkere emotionale Nähe entsteht. Währenddessen werden die Figuren auf dem Brett entsprechend bewegt und somit in Beziehung gebracht (Nähe – Distanz, Zuwenden – Abwenden).
- Zit. nach: Elke Sengmüller, Kurzer Prozess – Therapeutische Arbeit mit dem Familienbrett, 2006, PDF S. 3 ff. www.familienbrett.at [Abruf 24.1.2022]↑
- Zit. nach: Andreas Reisenbauer, Systemische Strukturaufstellungen und ihre Anwendung im Coaching-Prozess, PDF S. 14. http://www.syscomm.at/files/Systembrettaufstellungen.pdf [Abruf 24.1.2022]↑
- Zit. nach: Elke Sengmüller, Kurzer Prozess – Therapeutische Arbeit mit dem Familienbrett, 2006, PDF S. 7 ff. www.familienbrett.at [Abruf 24.1.2022]↑