Methoden

Blitzlicht

Das »Blitzlicht« ist eine spontan einsetzbare Feedback-Technik für verschiedenste Gesprächs- und Gruppenformate. Sie fängt die Stimmung eines Momentes ein und lässt Raum für den unmittelbaren Ausdruck von Gefühlen und Meinungen.

Dabei kann es zum Beispiel um die Verlangsamung einer Diskussion gehen oder darum, jede einzelne Person zu Wort kommen zu lassen.

Die Methode im Überblick

  • Anleitung: selbstständig erlernbar
  • Moderation: nicht erforderlich
  • Setting: Einzelkontakt und Gruppen
  • Dauer, Zeitaufwand: eine bis fünf Minuten pro Person
  • Anwendungsturnus: spontan oder regelmäßig, je nach Anforderung
  • Material: in Gruppen kann ein Redestab hilfreich sein

Anwendungsbereiche und Ziele

  • Auftakt von Gesprächsrunden, zu Beginn eines Treffens als Check-In-Runde
  • »Wetterbericht« als Stimmungsbild in einer erhitzten Diskussion
  • Herstellen von ausgewogener Redezeit und Präsenz in Gruppen
  • Ideenentwicklung, Brainstormings
  • Feedback-Runden, Gesprächsabschluss

Kurzbeschreibung

Für ein »Blitzlicht« gibt es viele Anwendungsmöglichkeiten , und die Methode bietet viel Raum für Kreativität. Um die Gesamtdauer zu begrenzen, kann jede Teilnehmer*in eine Redezeit zugeteilt bekommen, zum Beispiel eine Minute pro Person. Reihum können die Teilnehmer*innen nun ein Feedback zu einer bestimmten Frage geben.

Auf ein Blitzlicht wird in der Regel nicht geantwortet; und Beiträge werden weder kommentiert noch diskutiert. Es wird einfach ein Stimmungsbild eingefangen.

Manchmal ist ein Redestab nützlich. Das kann ein Stück Holz oder ein anderer Gegenstand sein. Wer den Gegenstand hält, ist an der Reihe. Der Redestab hilft dabei, dass einer nach dem anderen redet und wir auch ruhigeren Menschen mehr Raum und Zeit zum Reden geben.

Schritt-für-Schritt-Anleitung

Die Blitzlicht-Frage

Blitzlicht-Fragen werden – für alle verständlich – gestellt. Beispiele:

  • »Wie geht es mir heute?«
  • »Was denke ich zu dem gerade besprochenen Thema?«
  • Alle Teilnehmenden beschreiben in Form des »Wetterberichts«, wie es ihnen heute geht.
  • »Welche Wünsche habe ich an die Gruppe?«
  • »Wohin möchte ich im Sommer verreisen?«
  • »Wie ging es mir, als …?« für Feedbacks in einer bestimmten Situation
  • »Wie war die Runde heute für mich?« für Feedbacks am Ende eines Gesprächs oder einer Gruppenversammlung

Die Spielregeln

Bevor es losgeht, werden die Spielregeln genannt. Hier einige Vorschläge für Spielregeln, die je nach Situation und Gruppe angepasst und ausgewählt werden:

  • Nur eine*r spricht. Wir warten, bis unser*e Vorredner*in ausgesprochen hat.
  • Wir sprechen eine*r nach der/dem anderen im Uhrzeigersinn – oder gegen den Uhrzeigersinn
  • Wenn wir einen Redestab verwenden, wird dieser jetzt vorgestellt: Nur wer einen Redestab in den Händen hält, spricht. Anschließend gibt sie/er den Redestab an die/den Nachbar*in weiter. Niemand muss sprechen. Man kann den Redestab auch einfach schweigend halten, wenn man keine Worte findet oder gerade nicht sprechen möchte.
  • Nachdem ich gesprochen habe, mache ich zwei oder drei Atemzüge, erst dann gebe ich den Redestab weiter.
  • Wenn wir keinen Redestab verwenden, nicke ich der benachbarten Person zu, damit sie weiß, dass sie an der Reihe ist. Oder ich spreche sie beim Namen an, um sie einzuladen, auf die Frage zu antworten
  • Wenn jemand anderes etwas gesagt hat, so lassen wir es so stehen. Wir kommentieren nicht, kritisieren nicht und bewerten nicht.

Das Blitzlicht

Jetzt spricht eine Teilnehmer*in nach der/dem anderen und gibt die Antwort auf die gemeinsame Frage. Die anderen hören schweigend zu.

Gibt es nach dem Blitzlicht noch Redebedarf, so kann ein zweites oder auch ein drittes Blitzlicht angehängt werden. Auch eine offene Diskussion ist möglich. Die Diskussion kann dann wiederum mit einem Blitzlicht beendet werden. Das hilft vor allem, wenn Emotionen »hochgekocht« sind.

Praxisbeispiele

  1. Die WG-Bewohner*innen geraten in ihrer Wochenbesprechung in einen lauten Streit über den Abwasch. Manche finden die Küche zu schmutzig, es stehe zu viel Geschirr herum. Andere sind genervt, dass es sauberer als im Krankenhaus sein soll. Die Emotionen schwappen hoch. Hier könnte folgendes Blitzlicht eingeschaltet werden: »Wie soll es sein, damit ich mich in unserer Küche wohlfühle?« Jetzt ist Zeit, den verschiedenen Positionen und Wünschen ganz in Ruhe zuzuhören. So wird die Auseinandersetzung verlangsamt, jede*r kann die Position der anderen verstehen. Danach kann die WG dann nach Lösungen oder einem Kompromiss suchen oder dies auf die nächste WG-Besprechung vertagen. Mittels Blitzlicht werden sich bereits viele Spannungen abgebaut haben.
  2. Ein Beratungsgespräch kann mit einem Wetterbericht anfangen. Sowohl die Klient*in als auch die Betreuer*in erzählen in der Metapher des Wetters, wie es ihnen heute geht. Dabei sind keine weiteren Ausführungen nötig: »Ich fühle mich sonnig« oder »Das Wetter bei mir ist stürmisch und kalt«. So können beide in ihrer Stimmung im Raum zusammenkommen und sich auf einer authentischen Beziehungsebene in das Beratungsgespräch begeben.
  3. Am Ende eines Hilfeplangesprächs steht ein Blitzlicht. Klient*in, Sozialarbeiter*in und Bezugsbetreuer*in geben ein kurzes Feedback, wie es ihnen in dem Gespräch ging. So hat jede*r die Möglichkeit, die eigene Stimmung in Worte zu fassen. Die anderen haben die Möglichkeit, zuzuhören und aus dem Gesagten für künftige Hilfeplangespräche zu lernen. Es kann auch ein Moment sein, gegenseitige Wertschätzung oder Dankbarkeit für ein konstruktives Gespräch auszudrücken.

JRO / SIR