Methoden

Ein Problem lösen, ohne es zu benennen

Mit dieser Methode kann die Klient*in Fragen bezüglich eines Problems stellen, ohne dieses benennen zu müssen. Anhand der Gegenfragen der Mitarbeiter*in oder anderer Klient*innen kann das Problem spielerisch erkundet und ein Veränderungsprozess in der Klient*in angeregt werden.1

Die Methode im Überblick

  • Anleitung: ja
  • Moderation: nur bei Gruppensitzungen
  • Setting: Einzelkontakt und Gruppe
  • Dauer, Zeitaufwand: 30 Minuten
  • Anwendungsturnus: einmalig möglich. Je mehr Übung die Klient*innen mit der Methode haben, desto besser können sie sie nutzen.
  • Material: gegebenenfalls Zettel und Stift

Anwendungsbereiche und Ziele

Entlastungsgespräche können sich an dieser Methode orientieren, um die Klient*in dazu zu bringen, auch über intime Thematiken, die sie nicht offen ansprechen möchte, laut nachzudenken.

Kurzbeschreibung

Die Methode kann in einem regelmäßigen Gesprächstermin angewendet werden, um Probleme aus einer anderen Warte als üblich zu besprechen und eine neue Dynamik zu entwickeln, wenn die Klient*in oder die Mitarbeiter*in das Gefühl haben, festzustecken. Die Klient*in stellt der Mitarbeiter*in zu ihrem Problem zwei Fragen. Das Problem oder das Thema werden nicht benannt. Die Mitarbeiter*in oder auch andere Klient*innen in einer kleinen Gruppe „antworten“ mit weiteren Fragen. Dies ermutigt die Klient*in, weitere Fragen zu ihrem Thema zu stellen. Es geht hierbei nicht um das Finden von Antworten. Schon die Fragen an sich erzeugen Informationen und stoßen Veränderungsprozesse an. So können Lösungen gefunden werden, ohne dass heikle Aspekte angesprochen werden müssen.

Schritt-für-Schritt-Anleitung

Schritt 1 – Problem finden, ohne es auszusprechen

Die Klient*in erkennt ihr Problem und formuliert es in Gedanken oder auf einem Blatt Papier. Sie hält das Problem geheim.

Schritt 2 – Klient*in stellt Fragen

Zu diesem Problem stellt die Klient*in zwei Fragen an die Mitarbeiter*in oder an die Gruppe.

Schritt 3 – Mitarbeiter*in oder Gruppe antwortet mit Gegenfrage

Die Mitarbeiter*in überlegt sich jetzt weitere Fragen als »Antwort«. Wenn es sich um eine kleine Gruppensitzung handelt, dann stellen jetzt alle Gruppenmitglieder neue Fragen. In einer größeren Gruppe bilden sich Kleingruppen, um sich gemeinsam neue Fragen zu überlegen. Die Klient*in hört nur zu und macht sich eventuell Notizen.

Schritt 4 – Klient*in stellt weitere Fragen

Jetzt kann die Klient*in weitere Fragen stellen, und die Mitarbeiter*in oder die Gruppenmitglieder finden weitere neue Fragen als »Antwort«. Schritt 2 bis 4 können sich so lange wiederholen, bis die Klient*in mit den »Antworten« zufrieden ist und das Gefühl hat, dass der Veränderungsprozess ausreichend angestoßen wurde.

Schritt 5 – Klient*in wertet den Prozess aus

Die Klient*in, die die ursprüngliche Frage gestellt hat, bekommt jetzt Zeit, den Prozess auszuwerten. Alle anderen hören aufmerksam zu.

  1. Diese Methode wurde bei der Weiterbildung »Offener Dialog« durch den Dozenten Prof. Dr. Volkmar Aderhold, Arzt für Psychiatrie, Psychotherapie und Psychotherapeutische Medizin, im Jahr 2018 vorgestellt und den Seminarteilnehmenden als Handreichung aus der systemischen Therapie zur weiteren Anwendung vermittelt.

SPF / KST / UVO