One-to-ones
Mit dieser Methode der persönlichen Gesprächsführung bewegen sich Sozialarbeiter*innen so viel wie möglich im öffentlichen Raum.
Dabei treten sie in direkten Kontakt mit ihren Mitmenschen, um so die Ressourcen in deren Umfeld zu entdecken.
Die Methode im Überblick
- Anleitung: Kompetenzen in der Gesprächsführung erforderlich
- Moderation: keine
- Setting: in der Regel Austausch zwischen zwei Personen
- Dauer, Zeitaufwand: eine Gesprächseinheit ab 30 min, variabel
- Anwendungsturnus: beliebig
- Material: Notizblock
Anwendungsbereiche und Ziele
- Besuche von Festen in Schulen, Vereinen, Kitas, Kirchengemeinden usw., um Bürger*innen kennenzulernen und herauszufinden, was sie bewegt, und um den Grundstock für ein weiteres Zusammenwirken zu legen
- Face-to-face-Gespräche, zum Beispiel an der Bushaltestelle oder in der Kneipe, um Menschen dazu zu bringen, Ideen, Ressourcen und Informationen auszutauschen und Netzwerke zu knüpfen
Kurzbeschreibung
Um Ressourcen im Sozialraum zu entdecken, müssen Sozialarbeiter*innen dort präsent sein, wo Menschen im alltäglichen Leben zusammentreffen, etwa beim Friseur, im Laden oder an der Imbissbude. Dort finden sie zum einen die Quellen von informativem Tratsch. Zum anderen machen sich die Sozialarbeiter*innen auf diese Weise bekannt und geben Leuten die Gelegenheit, sie anzusprechen. „One-to-ones“ sind Vier-Augen-Gespräche, Kontakte ohne Schreibtisch oder sogenannte „relational meetings“ – also persönliche „Beziehungstreffen“, die mindestens 30 Minuten dauern. Dabei ist es wichtig, die Vielschichtigkeit eines Sozialraums zu erfassen: Über die Rentnerin von nebenan, den Pfarrer, die langjährige Stadträtin, Filialleiter von Banken, Polizistinnen bis hin zu Lehrern, die im Stadtteil wohnen.
One-to-ones erfordern kommunikatives Talent, unaufdringliche Neugierde und die Grundüberzeugung, dass die Welt ein Netzwerk ist, in dem Menschen immer auf andere Menschen angewiesen sind. Die Fachkräfte versuchen herauszufinden, was jemanden interessieren oder weiterbringen könnte. Sie versuchen, hilfreich zu sein und der Gesprächspartner*in einen Vorteil zu verschaffen.
Schritt-für-Schritt-Anleitung
Schritt 1 – Do’s und Don’ts beachten
So sollten Fachkräfte One-to-one-Gespräche führen:
- Fragen stellen, Themen aufgreifen, diese dem Gegenüber jedoch nicht aus der Hand nehmen
- sich für die Sichtweise des Gegenübers interessieren
- sich der Sprache des Gegenübers nähern
- Themen ansprechen, die Gruppen, zum Beispiel ältere Mitbürger, Alleinerziehende, Frauen etc. angehen
Das sollten Fachkräfte vermeiden:
- ein unverbindliches Thema wählen: Wetter, Lärm, Uhrzeit, Wegbeschreibung, Feuer für eine Zigarette
- die eigene Person in den Vordergrund stellen
- Sachen richtigstellen
- Ratschläge geben
- das Gegenüber ausfragen
- ein kritisches Feedback geben
- das Gegenüber zu einer bestimmten Sicht überreden oder überzeugen wollen
- Ironie
- Pseudovertraulichkeit
Schritt 2 – Sympathie und Vertrauen herstellen
Auf der Beziehungsebene geht es darum, schnell eine Sympathie- und Vertrauensbeziehung zum Gegenüber aufzubauen, an die man später wieder anknüpfen kann. Gelungen ist der Kontakt, wenn der Angesprochene zu sich selbst sagt: »Das war ein gutes Gespräch. Mit der Frau würde ich gerne mal wieder quatschen. Die war interessiert an mir. Sie hat Fragen gestellt, die einem nicht jedem Tag gestellt werden, aber es waren wichtige Fragen … «
Damit der Gesprächspartner sich für eine spätere Wiederaufnahme des Gesprächs entscheidet, muss die Fachkraft in kürzester Zeit – circa 30 Minuten – die Neugier des unbekannten Gegenübers wecken und seine Talente und Connections herausbekommen. Gleichzeitig muss es ihr gelingen, ein Klima zu schaffen, das Lust auf einen weiteren Kontakt macht.
Schritt 3 – Gesprächspartner*in kennenlernen
Auf der Inhaltsebene muss ein One-to-one die folgenden Fragen beantworten können: Wer ist dieser Mensch? Wer sind seine Helden? Was bewegt diesen ihn? Worüber ärgert er sich? Was sind seine Träume für seine Nachbarschaft, seine Stadt? Wann würde dieser Mensch sagen, sein Leben hätte Sinn gehabt? Wie viel Einfluss hat der Mensch in seinem Betrieb, seiner Kirchengemeinde, seinem Verein etc.? Was hält er davon, wenn Bürger versuchen, etwas zu bewegen? Ist er jemand, der andere mobilisieren kann, auf den andere hören, dem andere folgen (‘Leader’)? Ist er jemand mit vielen Beziehungen und einem großen Netz (‘Zelle’) oder jemand, der gerne etwas für andere tut, Freude am Service hat und spürt, was andere mögen, wie es ihnen geht (‘Perle’)?
Schritt 4 – In die Tiefe gehen
Um tiefer einzusteigen, kann man ‘Ausdehnungsfragen’ stellen wie »Wirklich?« oder »Wie war das?«, »Wie haben Sie das genau gemacht?« Man kann aber auch die ‘Echotechnik’ einsetzen. Erzählender: »Ich habe dann beschlossen, etwas ganz anderes zu machen.« Fragender: »Etwas ganz anderes?«.
Schritt 5 – Methode regelmäßig anwenden und perfektionieren
Bringen Sie sich selbst immer wieder gezielt in Situationen, in denen Sie neue Leute treffen werden. Versuchen Sie auf jeder größeren Veranstaltung, zu der Sie gehen, fünf neue Leute kennenzulernen. Suchen Sie nach Gelegenheiten, sich bei der Veranstaltung nützlich zu machen: Kopien verteilen, Stühle aufstellen, beim Grillen mithelfen. Dann ergeben sich gute Gespräche ganz von alleine.
Machen Sie Komplimente zum Outfit anderer Leute, zu ihrer Sprache, zu ihren Redebeiträgen, Interessen usw.
Versuchen Sie, ‘erinnerbar’ zu sein. Das kann man mit Sprache tun, etwa mit einer guten Geschichte oder einem intelligenten Witz, durch Kleidung oder durch eine Requisite, die man herumträgt, zum Beispiel ein auffälliges Buch, eine Plastik, ein Plakat, eine Blume etc. An gute Geschichtenerzähler erinnert man sich, weil Menschen etwas für Geschichten übrig haben. Wenn Sie Mitglied in einem Verein werden, dann gehen Sie auch in den Vorstand.
Machen Sie sich Notizen nach den Kontakten und schreiben Sie Geburtstagskarten, Weihnachtskarten oder Dankeschön-Karten, die Sie bei sich haben und auf dem Rückweg schreiben.
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