Methoden

Soziogramm

Ein Soziogramm ist eine grafische Darstellung, mit der man die Beziehung zwischen den Teilnehmenden einer Gesprächssituation darstellen kann.

Die Methode ist eine Möglichkeit, um Gruppenstrukturen zu erfassen und aufzuzeigen, zu reflektieren und sie mithilfe psychotherapeutischer Verfahren in eine erwünschte Richtung zu verändern.1

Die Methode im Überblick

  • Anleitung: selbständig erlernbar. Die Fähigkeit zum Clustern und/oder zur Gesprächsführung ist hilfreich.
  • Moderation: externe Moderation
  • Setting: eine nicht zu große Gruppe, die sich bereits kennt
  • Dauer, Zeitaufwand: variabel
  • Anwendungsturnus: variabel
  • Material: Papier (DIN A4 oder A3), Stifte

Anwendungsbereiche und Ziele

Die Methode wird in der Kleingruppenforschung angewendet. Die Ergebnisse aus Gruppengesprächen werden ausgewertet.
Anschließend ist es möglich,

  • die Personen einer Gruppe in Beziehung zu setzen,
  • die Gruppenstruktur aufzudecken,
  • die Teilnehmer der Gruppe zu typisieren und
  • korrigierend einzugreifen, um zum Beispiel Arbeitsprozesse zu optimieren.

Kurzbeschreibung

Die Methode wurde Mitte des 20. Jahrhunderts von dem österreich-amerikanischen Arzt und Psychologen Jacob Levy Moreno entwickelt.
Durch häufige Kontakte lernen die Gruppenmitglieder einander kennen und entwickeln Gefühle. Anfangs herrscht ein beziehungsloses Nebeneinander vor. Doch mit jeder Unternehmung und mit jedem Gespräch entstehen zwischen allen Gruppenmitgliedern emotionale Beziehungen, die sich mehr und mehr verfestigen. Die Bandbreite der Gefühle reicht von Zuneigung bis Abneigung und beinhaltet in verschiedenen Ausmaßen die Hauptformen zwischenmenschlicher Gefühle, nämlich Beliebtheit, Gleichgültigkeit und Ablehnung. Diese einzigartige Konstellation der emotionalen Beziehungsverflechtungen einer Gruppe bildet eine mehr oder weniger stabile Struktur.
Nach der Auswertung der Gruppengespräche werden die Ergebnisse sichtbar dargestellt. Die häufigste Art der grafischen Darstellung zwischenmenschlicher Beziehungen in einer Kleingruppe ist das von Moreno entwickelte Soziogramm. Dieses gibt Auskunft über die emotionale Distanz oder Nähe zwischen Personen in einer Gruppe, über mögliche Untergruppenbildungen, Rangordnungen, Gruppenführer und Außenseiter.

Schritt-für-Schritt-Anleitung

Schritt 1 – Daten-Erstellung gut vorbereiten

Um ein Soziogramm erstellen zu können, benötigen wir verschiedene Daten. Daher ist es wichtig, dass wir die Erstellung gut vorbereiten und uns im Vorfeld überlegen, auf welche Weise wir etwas über die einzelnen Beziehungen herausfinden möchten. Die Herangehensweise muss immer auf die entsprechende Gruppe angepasst werden.

Schritt 2 – Teilnehmendenkreis auswählen

Grundsätzlich gilt: Je kleiner der Teilnehmendenkreis ist, desto bessere Rückschlüsse lassen sich auf die Beziehungen untereinander ziehen. Zudem ist der Aufwand wesentlich geringer. Wir wählen den Teilnehmendenkreis möglichst immer so aus, dass wir nach der Auswertung unser Anliegen verfolgen können.

Schritt 3 – Fragen an die Gruppenmitglieder

Die Fragen werden allen Gruppenmitgliedern schriftlich gestellt oder die Gruppenmitglieder werden getrennt befragt.

Die Fragen sollten für jedes Mitglied verständlich, eindeutig und beantwortbar sein, also zum Beispiel wie folgt lauten:

  • Mit wem möchten Sie am liebsten zusammenarbeiten?
  • Neben wem möchten Sie sitzen?
  • Mit welchem Ihrer Nachbarn unterhalten Sie sich am meisten?
  • Wen aus der Gruppe würden Sie gern einmal nach Hause einladen?

Schritt 4 – Auswertung der Antworten

Die Auswertung der Antworten erfolgt nach folgenden Kriterien:

  • Relationalität: Wer-wen-Daten
  • doppelte Identifizierung: Sender und Empfänger eindeutig identifiziert
  • Gruppenspezifität: Beziehungen bestehen innerhalb eines Kollektivs
  • Einschränkungsfreiheit: Jedes Gruppenmitglied kann in gleicher Weise Sender und Empfänger sein
  • Beziehungsphänomene
  • soziale Rollen
  • sozialer Status

Schritt 5 – Beziehungen innerhalb der Gruppe sichtbar darstellen

Mithilfe von Symbolen, Farben oder Formen können die Beziehungen innerhalb der Gruppe sichtbar dargestellt werden. Im Soziogramm werden die einzelnen Gruppenmitglieder willkürlich aneinandergereiht und ihre Zu- beziehungsweise Abneigungen durch Pfeile untereinander gekennzeichnet. Pfeile in beiderlei Richtungen bedeuten eine gegenseitige Wahl der Untersuchungspersonen.

Zuerst zeichnen wir in der Mitte die am häufigsten gewählten “Stars” der Gruppe mit Kreisen oder Dreiecken und deren entsprechende Nummer ein. Darum herum ordnen wir die Gruppenmitglieder, die sie gewählt haben. Eine positive Wahl symbolisieren wir mit einem durchgezogenen Pfeil, welcher bei der gewählten Person endet. Gegenseitige Wahlen werden mit einem Pfeil an beiden Enden dargestellt. Außenseiter werden im weiteren Umfeld platziert.2

Verwandte Methoden

Vergleichbar ist die Methode mit dem Genogramm oder dem Familienbrett.

  1. zit. nach Lukesch, https://quizlet.com/de/267365511/diagnostik-soziometrie-flash-cards/, [Abruf 16.1.2023]
  2. Stangl, Werner (2021): Was ist Soziometrie? [werner stangl]s arbeitsblätter. https://arbeitsblaetter.stangl-taller.at/forschungsmethoden/Soziometrie.shtml [Abruf 16.1.2023]

HBR / KST