Methoden

Stadterkundung mit der Nadelmethode

Mit dieser Form der Stadterkundung zeigen entweder Klient*innen neuen Fachkräften bestimmte Orte oder Fachkräfte zeigen diese neuen Klient*innen. So lernen Betreute und Betreuende gemeinsam ihre Umgebung kennen, und auch Ortskundige können Neues entdecken.

Die Methode im Überblick

  • Anleitung: selbstständig erlernbar
  • Moderation: keine
  • Setting: Einzel- oder Gruppenarbeit
  • Dauer, Zeitaufwand: mehrere Stunden
  • Anwendungsturnus: mehrere Termine
  • Material: Bezirkskarte, Fotoapparat/Smartphone, Korkwand/dicke Pappe, Stecknadeln, eventuell Fotos, Fäden, Fähnchen

Anwendungsbereiche und Ziele

  • Die Stadterkundung ist eine ideale Einstiegsmethode einer Sozialraumanalyse, weil damit die Zielgruppen sehr niederschwellig angesprochen werden. Klient*innen lassen sich ohne großen Aufwand dazu motivieren, bestimmte Orte in einem Sozialraum zu kennzeichnen.
  • Alle Personen können aktiv miteinbezogen werden und unmittelbar in einen Austausch über ihr Lebensumfeld treten.
  • Diese Methode eignet sich insbesondere für neue Fachkräfte, zum Beispiel bei Wechseln in neue Einrichtungen, oder für Klient*innen bei Neuaufnahmen und zur Gruppenbildung.

Kurzbeschreibung

Bei einem Spaziergang lernen Fachkräfte das Lebensumfeld ihrer Klient*innen aus erster Hand kennen und kommen dabei mit den Klient*innen ins Gespräch. Andersherum lernen neue Bewohner*innen mit dieser Methode ihre neue Umgebung kennen. Einkaufs-, Freizeitmöglichkeiten werden erkundet und bekannt gemacht.

Schritt-für-Schritt-Anleitung

Schritt 1 – Spaziergang durch das Stadtviertel

Das Stadtviertel wird abgegangen und erkundet. Die Teilnehmenden zeigen sich gegenseitig wichtige oder interessante Orte, Lieblingsorte, aber auch Angst auslösende Stellen wie etwa Straßen ohne Ampeln, Tunnel oder unbeleuchtete Ecken.

Schritt 2 – Fotografieren bestimmter Orte

Während des Spaziergangs fotografieren die Teilnehmenden, was ihnen wichtig erscheint.

Schritt 3 – Dokumentieren auf der Karte

In weiteren Terminen werden die Orte mit der Bezirkskarte in Verbindung gebracht. Dafür bieten sich verschiedene Varianten an:

  • Variante 1: Beschriebene Orte werden auf der Karte mit Stecknadeln markiert. Die Stecknadeln werden mit Fäden verbunden und zeigen oft gegangene Wege.
  • Variante 2: Verschiedenfarbige Stecknadeln markieren bestimmte Orte auf der Karte. Jede Farbe hat eine eigene Bedeutung, etwa »Hier bin ich oft.«, »gefährlich« oder »angenehm«.
  • Variante 3: In einem sogenannten Kiez-Atlas werden die Stecknadeln mit nummerierten Fähnchen bestückt. Eine dazugehörige Liste erläutert, was an diesen Orten zu finden ist.
  • Variante 4: Fotos wichtiger Orte werden auf der Bezirkskarte oder auf dem Stadt(teil)plan sichtbar gemacht und den jeweiligen Orten zugeordnet.
  • Variante 5: Während einer Stadtführung werden geschichtliche Bezüge zu bestimmten Orten hergestellt. Dabei wird zum Beispiel die Geschichte historischer Gebäude erkundet, oder die Teilnehmenden erfahren, welche Geschichte sich hinter den Namen auf Stolpersteinen verbergen.

Schritt 4 – Diskussion in der Gruppe

Fachkräfte und Klient*innen diskutieren über die Ergebnisse.

Weiterführende Links und Literatur

  • Ulrich Deinet, Richard Krisch: Nadelmethode. In: sozialraum.de (1) Ausgabe 1/2009. https://www.sozialraum.de/nadelmethode.php [Abruf 14.4.2022]
  • Frank Früchtel, Wolfgang Budde, Gudrun Cyprian, Sozialer Raum und Soziale Arbeit, Fieldbook: Methoden und Techniken, Springer Fachmedien Wiesbaden 2013, 3. überarbeitete Auflage

HBR / KST